Mit Leidenschaft

Zum Thema "Lesen" befragen wir doch am besten die Buchhändler im Veedel. Das stand für die Pfarrbriefredaktion bald fest. Und gleich wurde klar: Alle drei sind leidenschaftliche Leser. Das und mehr hat Claudia Pabich im Gespräch mit ihnen erfahren.

"Zweimal im Jahr eine neue Welt, immer wieder spannende Entdeckungen und herausfordernde Umbrüche", das liebt Johann Schumandl an seinem Beruf. Der Besitzer und Begründer der Buchhandlung am Chlodwigplatz war schon von Büchern fasziniert, bevor er überhaupt lesen konnte. Er arbeitete sich durch die Bestände der örtlichen Büchereien in seiner schwäbischen Heimatstadt und ärgerte sich schwarz, wenn ein Bibliothekar ihm ein ausgewähltes Buch nicht ausleihen wollte.
Ein anderer Beruf als Buchhändler kam für ihn gar nicht in Frage. So nahm er klaglos die 100 km lange Fahrt in die Berufsschule nach Stuttgart in Kauf. Mit nur 24 Jahren gründete er vor 41 Jahren seine Buchhandlung hier in Köln und bedient dort inzwischen die Enkel seiner ersten Kunden. Kinder ans Lesen heranzuführen ist ihm eine Herzensangelegenheit. Er freut sich, dass die Grundschulen im Veedel eine so engagierte Leseförderung betreiben, und berät Kinder, die alleine in den Laden kommen, besonders gern. "Kinder lesen heutzutage immer noch viel und sind gut informiert, wenn es um ihre Lieblingsreihen geht", stellt er erfreut fest. Eine spannende Herausforderung für ihn sind Kunden, die ein bestimmtes Buch suchen und nur ganz vage Angaben dazu machen können. Bibliographieren gehörte immer schon zu seinen Leidenschaften.

Johann Schumandl in der Buchhandlung am Chlodwigplatz (c) SilviaBins
Ursula Jünger in der Maternus Buchhandlung (c) SilviaBins

"Die Auseinandersetzung mit Geschichten, die die Phantasie anregen, ein Kino im Kopf auslösen, das entspannte Blättern in Bildbändern und Kalendern, gerne auch in Koch-und Gartenbüchern", das fasziniert Ursula Jünger am Lesen. "Dass man die Bücher in die Hand nehmen kann, die haptische Erfahrung also, und auch die Gestaltung von Büchern, bei der sich die Verlage zunehmend mehr Mühe geben", genießt die studierte Diplom-Pädagogin sehr. Jeden Abend vor dem Einschlafen und vor allem im Urlaub nimmt sie sich Zeit fürs Lesen. Sie ist durch ihren Mann mit der Buchbranche in Kontakt gekommen und übernahm mit ihm zusammen 1985, ein Jahr vor Ende ihres Studiums, die Maternus-Buchhandlung in der Severinstraße. (Gegründet wurde diese bereits 1945 in der damaligen Pfarrgemeinde St. Maternus. Daher auch der Name.) Auch hier arbeitet sie in gewissem Sinne pädagogisch. Sie unterstützt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei, eine sinnvolle Balance zwischen Familie und Beruf zu finden. Und bei der Beratung legt sie Wert darauf, ihren Kunden – besonders Kindern – "wirklich gute" Bücher zu empfehlen. Wie Johann Schumandl liegen auch Ursula Jünger die regelmäßig stattfindenden Autorenlesungen besonders am Herzen. "Die Autoren, die man gerne liest, kennenzulernen, und der intime Rahmen der Lesungen machen deren besonderen Reiz aus." Dass sich die Kunden in den Räumen der Buchhandlung wohlfühlen, hört Frau Jünger oft und besonders gern.

"Die Kunden äußern sich oft lobend über die harmonische Raumgestaltung und die besondere Auswahl an Belletristik, Sachbuch und Kinderbuch." stellt Friederike Dobisch erfreut fest. Zusätzlich bietet die Buchhandlung auch Fachbücher für die Studenten der Technischen Hochschule an.

Die Vielfältigkeit ihres Berufes hat die Buchhändlerin schon immer gereizt. Die gute Zusammenarbeit mit ihren Kolleginnen - Andrea Dettmar, Ute Henkel, Christine Kolb - trägt zur Freude an der Arbeit mit bei.

Als Kind hat sie wenig gelesen. Erst als ihre ältere Schwester eine Lehre als Buchhändlerin machte und sie mit Lesestoff versorgte, entwickelte sie mit ca. 13 Jahren eine Leidenschaft für das Lesen. Da sie nach dem Abitur nicht gleich studieren wollte, entschied sie sich für eine Lehre als Buchhändlerin und arbeitete auch während des Studiums in Buchhandlungen.

Über ihrem Schreibtisch hängt ein Zitat von Konfuzius: "Wähle einen Beruf, den Du liebst, und du brauchst niemals in deinem Leben zu arbeiten."

Ihre Entscheidung für den Buchhandel haben weder Johann Schumandl noch Ursula Jünger und Friederike Dobisch bereut.

Friederike Dobisch mit Kolleginnen in 'Der andere Buchladen' (c) SilviaBins

Fazit: Wir sind hier im Veedel ausnehmend gut versorgt mit Buchhandlungen, die von leidenschaftlichen Lesern geleitet werden. Sie können eine Million lieferbare Bücher für uns bestellen. Wer am späten Nachmittag bestellt, hält sein Buch am frühen Vormittag des Folgetages In Händen. Dank Buchpreisbindung lohnt es sich gar nicht, Bücher im Internet zu bestellen.

 

Buchhandlung am Chlodwigplatz Johann Schumandl GmbH

Ubierring 6

50678 Köln
(0221) 32 72 67