An einem Abend sitze ich mit meiner Tochter vor dem Bildschirm. Es läuft ein Video. Ein junger Film mit zahlreichen Stimmen, menschlicher und auch fremdwesenhafter Art. Viel rhythmische Musik dazwischen. Bilder flackern dazu, mir allerdings verborgen. Wir essen Chips aus der Dose, der chemisch verstärkte Geruch dieser Speise okkupiert den Raum. Ich trinke ein Bier aus dem Kühlschrank, die Kühle umfasst meine Finger. Moderner Mediengenuss eingebettet in eine duftende und schmeckende Konsumwelt.
An einem anderen Tag begebe ich mich auf die Suche nach einem anderen Klang und einer anderen Atmosphäre; dem der Kirchen in Köln, romanisch, domhaft. Der Dom ist dem Hauptbahnhof anvertraut. Die Schritte sind leicht gesetzt, die Richtung mir klar. Der Dom ist ein Bienenkorb. Gemurmel. Mobiles Gebimmel. Schritte jedweder Art: elegante Frauenschuhe, jung, alt, gemessen oder vorsichtig verbergend. Ich nehme Platz. Beginne meine ausführlichen Klangstudien. Ein Hall, weit aber hoch, der sich nach oben verliert, dem irgendwie der Himmel offen steht, dadurch aber auch die Hörenden verlässt.
Ich kehre zurück zum Bahnhof, meiner heutigen Basisstation. Das Tourismus-Infosystem weiß für einen Blinden nur schwer Orientierungsrat. Ich frage mich besser durch.
Sankt Andreas ist verkehrsumbraust. Ich sitze in meiner Bank und lausche darauf, wie sich im Kirchenraum die Wogen des Straßenbrausens nicht brechen – nein, auch nicht verlieren oder verebben, sondern gleich bleibend und unentwegt einfach nur rauschen. Irgendwie eine kleine Kathedrale, die einem immateriellen Widerstand nicht Einhalt gebietet, sondern einfach koexistiert. Das Rauschen in sich aufnimmt und es durchaus auch zum Hintergrund eigenen Klingens erklärt hat.