Die Beerdigung habt ihr als hilfreiches Ritual erlebt. Ist das bei anderen kirchlichen Ritualen anders?
Barbara: Das ist schwer zu beantworten. Bei der Messfeier stört mich der feste Termin. Er passt oft nicht für mich. Und der fest vorgegeben Ablauf zum Beispiel der Messe ist für mich nicht so hilfreich. Manchmal hilft der Ablauf der Rituale – aufstehen, gemeinsam beten auch, sich hinsetzen und ein Lied singen –, aber oft auch nicht.
Gibt es Messfeiern, an die ihr euch besonders gut erinnert?
Anna: Die Messe meiner Erstkommunion an Gründonnerstag habe ich noch gut in Erinnerung. Ich war sehr gerührt und hatte das starke Gefühl, dazu zu gehören und willkommen geheißen zu werden.
Barbara: Ja, es war aufregend in die Kommuniongewänder zu steigen.
Ansgar: Mir haben Gottesdienste als Messdiener besonders dann gefallen, wenn ich nicht in Severin, sondern an anderen Orten Messe mit gefeiert habe – also im Altersheim oder Krankenhaus. Das ist hängen geblieben. Da war ich noch einmal anders da.
Auf Fahrten, die ihr organisiert, finden immer auch Gottesdienste statt. Würde euch was fehlen, wenn es das nicht gäbe?
Barbara: Ja, irgendwie schon.
Ansgar: Für mich ist das ein Punkt, wo man noch einmal zur Ruhe kommen kann. Das ist sehr angenehm. Das Ganze ist intimer als sonst, und die Messe ist so gestaltet, dass alle mitmachen können.
Barbara: Ich finde es rührend, wenn die Kinder ihre Fürbitten sprechen und sich das in den letzten Jahren auch wieder mehr trauen. Vor allem auch die kleinen Kinder beteiligen sich. Also irgendwas scheint da doch dran zu sein.
Ansgar: Die Vorbereitung eines Gottesdienstes, bei dem kein Kind in der Vorbereitung mitmachen wollte, ist mir noch gut in Erinnerung. Wir saßen dann mit ein paar Leitern zusammen. Das Gespräch über das Thema und das Vorbereiten, das war etwas Besonderes für mich. Da ist etwas hängen geblieben.
Gibt es Orte, wo Glaube zum Thema wird, oder ist das etwas, was man mit sich alleine ausmacht?
Ansgar: Im Zivildienst im Altenheim gab es einen Türken, der mich auf die Unterschiede zwischen Christentum und Islam angesprochen hat. Da haben wir oft diskutiert und uns ausgetauscht. Wenn ich Musik höre, da fühle ich mich oft auch religiös angesprochen.
Barbara: Manchmal sprechen wir als Freunde über Kirche oder Glaube. Ich diskutiere das nicht so sehr mit mir. Ich suche manchmal Kirchenräume auf. Als das mit Hendrik war, bin ich vormittags in den Dom gegangen oder auch nach Severin. Das hat mir gut getan.
Anna: Im Krankenhaus während der Pflegepraktika gab es spannende Situationen und bewegende Gespräche mit Sterbenden oder Todkranken. Dabei hatte ich immer das Gefühl, dass es darauf hinaus läuft, dass sie ein Vertrauen haben, dass die Angst genommen wird. Für uns ist das Thema "Tod und Sterben" weit weg, doch in solchen Momenten kommt man mit dem Thema in Berührung. Es macht viel aus, in welcher Situation man selber ist, ob man die Chance hatte, sich mit dem Sterben vertraut zu machen.