"Das ist doch nicht so schlimm" – diesen Satz verwendet Josef Zimmermann nie, wenn Eltern, Jugendliche oder Kinder zu einem Beratungsgespräch kommen. Es gilt, zunächst einfach nur zuzuhören, zu signalisieren, dass man die Probleme der Besucher ernstnimmt. Ihnen wird vermittelt: 'Es gibt Grund zu klagen. Deine Wahrnehmung ist richtig.' Oft folgt dann die Frage: 'Wann war es in den letzten Wochen besser? Was hast Du dafür getan, wie ist Dir das gelungen?' Und mit dem Nachdenken darüber kann Zuversicht entstehen.
"Zuversicht", sagt Zimmermann, "gibt es oft nur in Momenten. In der augenblicklichen Situation in der Welt oder gar in einer problematischen Familiensituation sind die wenigsten ständig zuversichtlich."
Bei der Familienberatung wird nicht das Ziel verfolgt, Familien 'umzukrempeln'. Auch werden hier keine konkreten Handlungsrezepte erteilt. Die Menschen erfahren vielmehr, dass es wichtig ist, Schritte zu tun, die sie selbst für sich als richtig empfinden – etwa: 'Wie werde ich widerstandsfähiger gegen meine Frustration? Wie kann ich meinen Werten treu bleiben?'
Zimmermann bringt ein Beispiel: Die Stimmung in der Familie ist mies. Schon Kleinigkeiten lösen einen Streit aus. Da nimmt ein Vater oder eine Mutter sich vor: 'Ich bin heute freundlich, egal was kommt. Ich werde für die Familie ein gutes Essen zubereiten. Weil mir das gerade wichtig ist. Und ich mache das nicht, um Dank zu erfahren, sondern weil es mir sinnvoll erscheint.'
Und er nennt eine persönliche Erfahrung, die ihm die Bedeutung und Wirksamkeit scheinbar kleiner Schritte aufzeigte: Kürzlich sah Zimmermann einen Mann, der in einem verdreckten Park Müll einsammelte, offensichtlich ohne dafür bezahlt zu werden. Sein erster Gedanke war: 'Das bringt so gut wie nichts.' Aber dann wurde ihm klar: 'Es ist nicht nichts.'
Katholische Beratungsstelle für
Eltern, Kinder & Jugendliche
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