Kinder bringen Leben ins Leben …

... davon ist Hanja S. überzeugt, und das kann sie uneingeschränkt auch für ihren Mann Marcus sagen. Er kann aus terminlichen Gründen am Gespräch mit Ingrid Rasch nicht teilnehmen, aber das Paar hat sich zuvor ausgetauscht über die Zuversichtsfrage.

Die Frage, ob sie ein Kind oder Kinder haben wollen im Blick auf die vielfältigen aktuellen Krisen und düsteren Zukunftsprognosen – 
diese Frage hat sich dem Paar nicht gestellt. "Der Wunsch nach Kindern ist eine Herzensangelegenheit, den sollte man nicht in die Zukunft schieben, denn keiner weiß was morgen kommt", meint die 38-jährige Mutter.

Wichtiger ist nach ihrer Meinung die Frage, ob man selbst bereit ist für ein Kind, für Kinder. Die Weltsituation spiele dazu keine Rolle. Für sie und ihren Mann ist es ein Geschenk, das Leben erleben zu dürfen – ein Gottesgeschenk, und dieses Geschenk möchten sie weitergeben. Als Eltern ist ihnen wichtig, eine selbstbewusste und vor allem verantwortungsbewusste neue Generation heranzuziehen, die dann die anstehenden Aufgaben konstruktiv angehen kann. Ob das gelingt, lässt sich jetzt noch nicht sagen, aber "wir bemühen uns intensiv darum, und das macht mich zuversichtlich mit Blick auf die Zukunft."

Zuversicht brauchte es in beiden Schwangerschaften, denn beide Kinder waren sehr zart zur Welt gekommen, mit einem Geburtsgewicht von deutlich unter 3.000 Gramm. Bei den vorgeburtlichen Untersuchungen sei sie zwar zuversichtlich, aber zugleich auch immer etwas besorgt gewesen mit Blick darauf, ob "alles in Ordnung ist."

Sie freut sich, ihre Kinder nun stärken und begleiten zu dürfen für ihren zukünftigen Lebensweg. Zugleich ist ihr bewusst, dass die eigene aktuelle Lebenssituation nicht vergleichbar ist mit der von Familien in Kriegsgebieten oder auch von Menschen in prekären Lebenssituationen. Aber sie erinnert daran, dass auch in Kriegs- und Krisenzeiten immer Kinder geboren werden, denn: "Was ist die Alternative? Wenn keine Kinder geboren werden, dann wird unsere Gesellschaft immer älter und schwächer, und wer soll dann die Zukunft kraftvoll und verantwortungsbewusst gestalten?" Und nicht zuletzt ist sie davon überzeugt, dass in Krisenzeiten neue Formen der Bewältigung entstehen.

Sehr bewusst haben die Eltern sich dafür entschieden, dass ihr Sohn Carlos nicht allein bleibt. "Zwischen den Geschwistern entsteht eine Verbindung fürs Leben, die hoffentlich auch trägt, wenn wir beide nicht mehr da sind", das liegt Hanja und Marcus S. am Herzen.

In ihrem Beruf pausiert die Mutter momentan, bleibt aber ihrer Arbeitsstelle so verbunden, dass sie wieder einsteigen kann, wenn der kleine Sohn einen Betreuungsplatz hat. Und dann will sie auch früheres ehrenamtliches Engagement wieder aufnehmen und nach neuen Aufgaben Ausschau halten. Ihre eigene zuversichtliche Lebenseinstellung kann sie dabei weitergeben.    

Der zwei Monate alte Loui lächelt, nachdem er aufgewacht ist – sein dreijähriger Bruder Carlos ist im Kindergarten. (c) SilviaBins

Der zwei Monate alte Loui lächelt, nachdem er aufgewacht ist – sein dreijähriger Bruder Carlos ist im Kindergarten.