Für Sie gelesen: 

Isabel Schayani: "Nach Deutschland – Fünf Menschen, fünf Wege, ein Ziel"

Um ein radikales Aufhören geht es in diesem Buch; Beate B. stellt es vor und findet: Die Lektüre bietet die Chance für eine klare Horizonterweiterung.

Die renommierte deutsch-iranische Fernseh- und Online-Journalistin Isabel Schayani schildert fünf unterschiedliche Menschen auf ihrem Weg nach Deutschland.
Sie stützt sich dabei auf Interviewprotokolle und und auf ihre zahlreichen persönlichen Begegnungen.

Ich begann dieses Buch mit einer Mischung aus Neugier und Skepsis zu lesen, befürchtete ich doch, in einseitig klischeehafter Weise "nur" die Perspektive der Flüchtenden kennenzulernen und womöglich durch krasse Schilderungen des erlittenen Leids erschreckt oder sogar abgestoßen zu werden.

Das Gegenteil trat ein: Isabel Schayani schafft das Kunststück, empathisch das Erleben ihrer Protagonisten zu schildern, und zugleich die Komplexität des politischen Kontextes vernünftig mit zu bedenken.

Sie verzichtet darauf, Szenen des Leidens, der Demütigung, ja sogar der Folter, auszuschlachten und erreicht durch diese Freiräume, dass unser Mitgefühl bis zu diesen für uns unvorstellbar schwierigen Situationen durchdringt.

Ihre Berichte sind dabei  durch ihre genaue Kenntnis der jeweiligen Rechtslage in Bezug auf den Umgang mit flüchtenden Menschen in der EU getragen. Sie klärt auf über Hintergründe im jeweiligen Herkunftsland der Geflüchteten.

Sie lässt uns intensiv teilhaben an ihren eigenen Fragen, etwa zur Sinnhaftigkeit und Verantwortbarkeit mancher Fluchtaktionen und auf der anderen Seite zu manch fragwürdiger Praxis im Umgang mit diesen Menschen im EU-Raum. Im zweiten Teil des Buches werden die individuellen Erfahrungen vertieft durch einen diskursiven Prozess, in dem die gesellschaftlichen und politischen Fragen reflektiert werden.

 

Bücherstapel (c) Silvia Bins