In frischer heller Steinfarbe präsentiert sich seit dem Abbau des oberen Turmgerüstes Anfang Juni das oberste Turmgeschoss für alle sichtbar.
Zeitgleich hat die Einrüstung der Westseite von St. Paul an der Kleingedankstraße begonnen. Das Gerüst im unteren Turm- und Chorbereich wird jedoch noch einige Monate für die abschließenden Verfugungsarbeiten und die Neueindeckung des Chordaches stehen bleiben.
Eine private Stiftung ermöglichte die Wiederherstellung eines großen Wappenschilds unterhalb der Balustrade vor der Ostseite der Glockenstube. Dieses hatte man bei der letzten Turmrenovierung Ende der 1960er Jahre leider entfernt.
Sämtliche Wappenschilde sind aus Stein und auf ihrer Fläche ungestaltet, obschon es auch verschiedene äußere Formen gibt. Sie sind auch nicht als Familien- oder Stifterwappen usw. gedacht, sondern als allgemeines Schutz(schild) oder Verteidigungssymbol. Einige dieser Wappenschilder finden sich auch im Innenbereich, zum Teil versteckt in Gewölbezwickeln oder Türumrahmungen. Die dem Andenken des Erzbischofs gewidmete Paulus-Melchers-Kapelle rechts neben dem Turm ziert sogar ein umlaufender Wappenfries.
Da St. Paul auch als eine Gedächtniskirche für den Kölner Erzbischof Paulus Melchers erbaut wurde, können die Wappenschilde als ein Hinweis auf seine Standhaftigkeit in der Zeit des sog. Kulturkampfs zwischen dem preußischen Staat und der katholischen Kirche gedeutet werden. Insbesondere nach dem Ende des deutsch-französischen Krieges (1870/71) wurden die Rechte der Kirche massiv beschnitten, was vor allem die Anstellung der Priester und das Bildungswesen betraf. Maßgeblicher Auslöser des Konflikts war das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes.
Uns heutige Menschen können diese Symbole zu Wachsamkeit und Standhaftigkeit – eben gewappnet sein – mahnen.
Martin von Bongardt (im Juni 2025)