Einfach machen als Paar

Einfach machen – In einer Paarbeziehung kann dieser Satz Vieles bedeuten. 

Gemeinsam etwas miteinander tun oder auch mal nicht tun – das kann den Alltag und das gewohnte Miteinander durchbrechen und damit etwas Neues entstehen lassen. 

Vier Paare sprechen über ihre Erfahrungen mit "einfach machen". Sie kennen sich aus der "PaarZeit" einer offenen Runde, die sich einmal im Monat trifft.

Grafik Paar-Zeit (c) ReginaKochs

Sabine &Till

Einfach machen -  Mit diesem Satz ist für uns direkt der Gedanke an das Gegensatzpaar „Intuition/Bauchgefühl - Verstand/Abwägung“ verbunden. Für die Gemeinschaft/Gesellschaft ist Abwägung und verstandesgemäßes Handeln und Entscheiden wichtig, zum Beispiel in juristischen Fragen. Es ist eine Errungenschaft der Zivilisation, das reflexhafte Bauchgefühl zu "zähmen".

Einfach machen, also nach "Bauchgefühl" öffentlich handeln oder Dinge bewerten, ist seit einigen Jahren in "Mode" gekommen – so können Fake-News entstehen, so werden wissenschaftliche Erkenntnisse abgelehnt.
Andererseits lässt langes Abwägen aller Optionen das Bauchgefühl verloren gehen; dabei reduzieren schnelle intuitive Entscheidungen die heute meist unbegrenzten Wahlmöglichkeiten und sie schaffen damit häufig Klarheit und Übersichtlichkeit.

Eine gemeinsame Entscheidung als Paar mit dem Satz "Wir machen das einfach" erfordert von beiden Seiten Ergebnisoffenheit und kann helfen zu diesem Entschluss zu stehen und ihn nicht direkt wieder in Frage zu stellen. 

Uschi & Bernhard

Einfach machen. Diese Idee hat für uns dank unserer christlichen Grundhaltung zu tun mit den Möglichkeiten, nachhaltige und soziale Entscheidungen nicht weiter vor uns her zu schieben, sondern sie einfach mal anzugehen und umzusetzen. So macht dieser Wahlspruch für uns Sinn, und wir können damit mehr bewegen als mit sorgenvollem Abwarten, wenn Politiker, Superreiche und Mitmenschen mit für uns nicht nachvollziehbaren Ansichten unser Zusammenleben erschweren und unsere Welt zerstören.

Auch unsere erste gemeinsame Fastenwoche, die wir vor vier Wochen mit einer kleinen Gruppe netter Menschen mit selbst gemachten Gemüsesäften und -suppen genossen haben, hat uns viele schöne Gemeinschaftserlebnisse beim "Essen", bei Gymnastik, Spaziergängen und in Gesprächen über die Hintergründe des Fastens geschenkt. Aus der Erfahrung dies einfach gemacht – oder genauer etwas nicht gemacht zu haben – ist etwas Neues entstanden, das unsere Beziehung bereichert hat. Etwas, das wir auch in Zukunft immer mal wieder in unserem Alltag einbinden wollen.

 

Marietta & Guido

Heißt einfach machen leichtsinnig zu sein? Nein, dieser Meinung sind wir nicht, aber es erfordert eine gewisse Risikobereitschaft, sich auf etwas Neues oder Unbekanntes einzulassen. 
Wenn wir uns entschließen, unserer Intuition zu vertrauen und einfach machen, statt lange die Pros und Kontras abzuwägen, lernen wir uns von einer anderen Seite kennen und können neue Lebenserfahrungen sammeln. 

Das Gegenteil von einfach machen ist, auf das Altbewährte zu setzen, immer das Gleiche denken und tun. Das Vertraute bietet Sicherheit, kann aber auch zu Erstarrung und Langeweile führen. Vertrauen wir unserer Intuition, sind wir stark verbunden mit uns selbst, und die Erfahrungen, die wir auf diese Art und Weise sammeln, stärken unser Selbstbewusstsein.
Einfach mal lassen und nicht machen ist nicht das Gegenteil von einfach machen und kann genauso viel Spontanität und Intuition verlangen.

Wir beide sind Menschen, die sich immer wieder auf Neues einlassen und einfach machen. Dass durchzieht unsere Paar-Geschichte, von unserer Verlobung in Weimar, der selbst gestalteten studentischen Hochzeit in Guidos Wohngemeinschaft, unsere unorthodoxe Berufsgestaltung.

Wenn ich (Marietta) einfach mache, erlebe ich Geborgenheit im Glauben, Getragen sein von Gott, denn er ist immer da, egal, was mich gerade beschäftigt oder umgibt. Einfach machen intensiviert mein Gottvertrauen und mein Glaubensleben.

Guido: Die Bibel ist voll von Einfach-machen-Geschichten, von spontanen Aufbrüchen von durchwanderten Meeren und verrückten Erlebnissen, spontanen und unorthodoxe Handlungen, die Bibel ist nicht konservativ. 
Für eine/n allein ist es einfacher, einfach zu machen, als in einer Gemeinschaft einen Konsens zu finden.  Auch wenn durch meine Entscheidungen andere mit betroffen sind, ist es schwieriger, einfach zu machen. Einfach machen, bedeutet auch Verantwortungsübernahme. Und einfach machen ist auch die Grundlage von Innovation und Experiment - ohne zu machen würde ich keine Ergebnisse bekommen.

Barbara & Michael

Einfach machen – da steckt für uns der Impuls drin, etwas Neues zu wagen oder auszuprobieren, von dem wir nicht wissen, wie es wird oder was auf uns zukommt.

Für mich (Barbara) waren meine Stellenwechsel von meinen erlernten Beruf Krankenschwester, über Stationsleitung einer Palliativstation bis hin zur Leitung eines Hospizes immer Schritte, die ich gegangen bin, ohne zu wissen was auf mich zukommt. In beiden Fällen gab es Menschen, die mir eine solche Aufgabe zugetraut und mich bestärkt und motiviert haben es mal zu machen. Nach vielen Diskussionen mit Michael über meine Bedenken und Zweifel, ob ich den Anforderungen einer solchen Stelle gewachsen bin, habe ich mich auch mit Gottvertrauen jedes Mal letztendlich mit dem Satz "Ich mache das jetzt einfach" entschieden. 

Vieles von dem, was mich (Michael) über die Jahre geprägt und bereichert hat, hat viel mit einem einzigen, entschiedenen „Mach das jetzt mal!“ meiner Mutter zu tun. Als alleinerziehende Mutter mit einem 12jährigen Sohn war ihre große Sorge, dass ich zu Hause zum einsamen Einzelkind werde. Mit diesem Satz hat sie mich dazu gebracht Messdiener in St. Agnes zu werden. Aus diesem Gemeinschaftserlebnis und dem Kontakt zu begeisternden und motivierenden Seelsorgern, wie z.B. Kaplan Franz Meurer, habe ich gelernt, mich in und für Gemeinde zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen.