Müll im Rhein – ein Abenteuer

"Einfach machen" braucht manchmal einen Anstoß, findet Katja H. Verschiedene Menschen warten für sie wichtig, um ins "Machen" zu kommen.

Vor mehreren Jahren spürte mich Nico auf anhand meiner Arbeit als Geographin im Fachbereich Hydrologie. Er berichtete mir von der Idee einer Müllfalle im Rhein. Sie sollte Müll auf dem Weg ins Meer abfangen. Er suchte Menschen, die bei diesem Projekt mitmachen. Da ich mich mit Begeisterung mit Themen rund ums Wasser beschäftige, stand die Frage im Raum, ob ich nicht die wissenschaftliche Auswertung des Mülls der Müllfalle unterstützen möchte. Müll fand ich kein schönes Thema, aber mir war klar, es ist wichtig, gegen Müll in Gewässern anzugehen. Außerdem ist Nicos Tatendrang ansteckend. Wir blieben also in Kontakt, während sich Nico ins Zeug legte, damit das Projekt Wirklichkeit werden konnte. 

Im Sommer 2022 besuchte ich Nico und das weitere Team des Vereins K.R.A.K.E. dann auf der Werft, kurz vor der Fertigstellung der Müllfalle. Der Verein K.R.A.K.E. setzt sich schon seit 2020 für weniger Müll in unserer Umwelt ein, u.a. mit Müllsammelaktionen und einem Müllseum in Köln. Ihr aller Engagement ist mir in Erinnerung geblieben. Im September 2022 ließ der Verein dann die Müllfalle flussabwärts von der Zoobrücke in Köln nahe des Rheinufers verankern. 

Die Vereinsmitglieder und das erweiterte Team von unterschiedlichsten Menschen, die Nico zusammengebracht hatte, übernahmen die entstehenden Aufgaben. Zum Leeren der Müllfalle wurde ein Zwei-Wochen-Rhythmus etabliert, um regelmäßig Müll zu entnehmen. Dieser Müll musste anschließend ausgewertet werden. Ich staunte, dass mindestens jeden zweiten Samstag Menschen auf und um die Müllfalle herum bauten, reinigten und Müll aus dem Wasser zogen. Auch staunte ich über den Ort, an dem wir den Müll auswerten konnten – zwei Container, ein Tisch, Anlanden bei der Werft nach Absprache. Viele Menschen, die Nico angesprochen hatte, waren bereit etwas beizusteuern, so kam es mir vor. Und dann waren auch im Winter, wo die Finger schnell kalt werden, bei der Leerung und beim Auswerten immer Menschen und Hände da, die mitmachten, selbstverständlich auch dank der Koordination dahinter. Zudem entwickelte sich ein Prozess der Protokollierung des Mülls, in den zwei wissenschaftliche Kolleginnen ihr Know-how steckten. 

Heute wird jeden zweiten Samstag die Müllfalle geleert. Zudem treffen sich fleißige Menschen, um den Müll zu sortierten und sich ab und zu noch gegenseitig zu fragen, wie man welches Teil einordnen könnte. Sowohl auf dem Wasser als auch an Land kamen über die Jahre immer wieder Menschen dazu und heute ist es eine versierte Truppe, die dank eines Teamkollegen mittlerweile mit einer sehr benutzerfreundlichen Anwendung Daten aufnimmt. Im September 2025 erreichen wir einen Datenerhebungszeitraum von drei Jahren. Kaum zu fassen, wie stetig das Kernteam ist. 

Und wisst ihr was? Müll mag ich bis heute wirklich nicht. Aber die Menschen um den Müll, die geben dem Ganzen die "Beziehung", die ich brauche, um "zu machen". Das habe ich in den letzten Jahren über mich gelernt. Und dass ich meine Leidenschaft von Wasser und Umwelt in diesem Projekt wiederfinde und sogar manchmal auf dem Rhein unterwegs sein kann, macht es zu einem kleinen Abenteuer direkt vor der Haustür.

Der Müll wird sortiert, geprüft und kategorisiert. (c) K.R.A.K.E.