"Menschen sollen im Tod nicht spurlos verschwinden" – das war im Jahr 1997 das Motiv zur Entstehung der Initiative zur würdigen Bestattung obdachloser Menschen. Und gleich zu Beginn ließen die Mitglieder der Initiative eine Stele errichten mit der Inschrift: "Ich habe dich bei deinem Namen gerufen" – ein Satz aus dem alttestamentlichen Buch Jesaia.
344 Menschen sind bis heute auf den inzwischen vier Gräberfeldern bestattet worden.
Von Zeit zu Zeit ist es notwendig, die Grabplatten zu säubern, damit alle Namen gut gelesen werden können. Als seitens der Initiative die Bitte um diese Säuberungsaktion an das Jugendleitungsteam ging, gab es spontan eine Zusage. Maya L. berichtet:
Als wir gefragt worden sind, ob wir als Leitungsteam die Obdachlosengräber säubern könnten, war ich unsicher, was ich mir darunter vorstellen sollte. Erwartet habe ich eine sehr vermüllte Grabstätte, die wirklich dreckig ist, aber was wir vorfanden war ganz anders. Keinen einzelnen großen Grabstein sahen wir, sondern etwa 20 viereckig liegende, die mit tiefen heckenartigen Pflanzen umgeben waren. Die Grabsteine waren etwas vom Wetter mitgenommen, aber nur wenig verschmutzt. Anstatt Müll waren viele Grabdekorationen um die Gräber herum positioniert. Alles in allem war es ein schöner Anblick und ganz anders als meine vorherigen Vorstellungen.
Zu viert machten wir uns dann mit dem Leitungsteam an die Arbeit. Pfarrer Johannes Krautkrämer (Mitglied der Initiative) kam ebenso zu Hilfe und entsorgte heruntergekommene Grabdekoration und den wenigen Müll, den man vorfand. Mit Wasser und Wurzelbürste bewaffnet begannen wir die Grabsteine zu schrubben. Meist waren 8 Namen auf dem Grabstein. Keine Geburts - oder Sterbedaten. Wir lasen uns die Namen gegenseitig vor und fragten uns, woher die Menschen wohl kamen und welche Art von Person sie wohl waren. Nach einiger Zeit waren wir fertig und haben alle Gräber geputzt.
Es war eine schöne Arbeit, und wir alle konnten mit einem Lächeln nach Hause fahren.