Begegnung mit dem eigenen Porträt

Im Rahmen der SEVERINALE-Festwochen hatte die Ausstellung "große frauen" einen prägenden Platz. Der schon bestehende Zyklus, der Portaits bedeutender weiblicher Persönlichkeiten aus zwei Jahrhunderten zeigt, ist hier ergänzt durch Bilder von Frauen aus der Pfarrgemeinde St. Severin, die „mit ihrem persönlichen Engagement mit und für die Menschen vor Ort ihren Glauben leben. Ohne sie läuft der Laden nicht“, heißt es im Einführungstext des Ausstellungs-Kataloges. 
Neben den Einzelportraits erstellte die Künstlerin ein großformatiges Bild, das alle in Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand engagierten Frauen zeigt. Die Künstlerin hat vor Beginn der Ausstellung die Gelegenheit gegeben, die Portraits anzuschauen – darauf beziehen sich einige Äußerungen in den nachfolgenden Texten. 
Der Erlös der verkauften Bilder ging als Spende an das Elisabeth-Fry-Haus und die Organisation medica mondiale e.V.

"Ich stehe da genau richtig", sagt Juliane S. zu ihrem Bild, das sie gemeinsam mit den anderen Frauen im Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand zeigt. Sehr gefreut habe sie sich, als Monika Lassleben – die Künstlerin – fragte, ob sie einverstanden sei, sich malen zu lassen. Und dann hat es lange gedauert, bis sie ihrem Bild "begegnen" konnte. Bei einer Einladung zum ersten Blick auf die Bilder – schon lange vor der SEVERINALE – war sie verhindert, bei der Vernissage erkrankt. Aber dann sei sie frisch und ausgeruht zur Ausstellung gekommen "Es machte mich stolz, dass ich da zu sehen bin und auch im Katalog aufgenommen zu sein." Sie findet, dass sie etwas größer und schlanker erscheint, als sie sich selbst sieht und es gefällt ihr, mit den anderen Frauen in einer Reihe, aber eher im Hintergrund zu stehen: "Ich stehe da genau richtig!"

Martina T. schreibt: "Als es darum ging für die Ausstellung zur SEVERINALE auch die Frauen des Pfarrgemeinderates und des Kirchenvorstands zu portraitieren, war es mir sehr recht, dass kein Einzelportrait, sondern ein Gruppenbild gemalt wurde. Hier in der Gruppe der Frauen fühle ich mich wohl, empfinde ich mich als Teil eines Ganzen. Einen Text zu meiner Person zu formulieren fiel mir nicht so leicht. Wieviel gebe ich von mir preis? Was denken andere Menschen über mich, wenn sie das lesen? Es kostete mich etwas Überwindung, mich so in der Öffentlichkeit präsentieren zu lassen. Aber im Kontext mit den übrigen Frauen war es eigentlich doch sehr schön."

"Ich habe mich riesig gefreut, als ich bei der ersten Einladung zum Blick auf die Bilder mich selbst gesehen habe", sagt Birgit S.. Das kleine Bild, das sie vorab schon mitnehmen durfte, steht bei ihr in der Wohnung. Sie schaut es gern an, freut sich, wenn die Enkelinder nachfragen: "Oma, bist du das?" Auch Besucher finden, dass sie sehr authentisch dargestellt ist. Es gefällt ihr, dass im großen Bild die Frauen aus den beiden Gremien präsent sind. "Wir stehen zusammen, wir bilden eine Gruppe, und wir zeigen damit, wie intensiv Frauen die Kirche gestalten. Wir strahlen Stärke und Power aus, und das ist gut so."

"Ich habe mich erst gar nicht erkannt", stellt Rosemarie A. fest. Sie fand zunächst, dass sie in Wirklichkeit nicht so aussieht wie auf dem Bild. Seit sie das Bild zu Hause hat und gelegentlich daran vorbeigeht meint sie: „Vielleicht bin ich es doch, ich sehe freundlich aus, obwohl ich nicht immer freundlich bin.“ Erstaunlich fand sie, dass andere Menschen, auch Unbekannte, sie auf ihrem Portrait erkannten und sie ansprachen. Auch auf der Straße sei sie mehrfach angesprochen worden. Und es hat ihr besonders gut gefallen, dass ihr Bild in der Zeit der Ausstellung so nah am Altar positioniert war.
Mehrfach gab es Gespräche über den letzten Satz des Textes, der zu ihrem Bild gehört: Wenn Rosemarie es nicht weiß, hat es vermutlich gar nicht erst stattgefunden. "Natürlich stimmt das so nicht", relativiert sie, "auch wenn ich so viele Jahrzehnte in der Gemeinde beheimatet bin." Im Nachhinein sei sie stolz, auch in der Riege der "großen frauen" präsent zu sein.

Anna K. schreibt: "Mein Portrait hat sehr viel mit Begegnungen zu tun. Schon die Entstehungsgeschichte hat ihren Ursprung in einer ganz zufälligen Begegnung in der Nachbarschaft der Künstlerin. Ganz spontan sprach Monika mich und Mirjam an, die Freundin, mit der ich gerade unterwegs war, ob sie uns nicht fotografieren dürfe, wir seien doch auch große Frauen aus Sankt Severin. Völlig unvorbereitet stimmten wir also zu, wurden abgelichtet, gemalt und einem großen Publikum präsentiert. Bei der Vernissage habe ich mich über erkennende Blicke gefreut, bekam aber auch die Reaktion 'DAS bist du?' Ja, vielleicht war ich das zu der Entstehungszeit – kurz vor der SEVERINALE hatte ich mir die Haare deutlich kürzer schneiden lassen, weil ich mir eine neue Begegnung mit mir selbst gewünscht hatte. Überrascht war ich, dass Nachbar*innen mich auf der Straße mit 'Ach, die Prominenz!' begrüßten und auf das Bild verwiesen, von denen ich gar nicht erwartet hatte, dass sie sich die Ausstellung anschauen. Nun hat das Portrait einen Platz im Ferienhaus meiner Familie in der Eifel gefunden und begegnet dort ganz unterschiedlichen und immer wieder neuen Menschen."