Begegnung mit "großen frauen"

Von der Ausstellung "große frauen" im Rahmen der SEVERINALE-Festwochen erfuhr Ursula L. durch Marianne Ricking, mit der sie sich verbunden fühlt durch ihre gemeinsame westfälische Herkunft. Die Begegnung mit den Porträts hat die pensionierte Lehrerin sehr beeindruckt und viele Erinnerungen aus ihrem ereignisreichen Leben wachgerufen.

Bei strahlendem Sonnenschein habe ich mich auf den Weg zur Severinskirche gemacht.

Zuerst suchte ich natürlich Porträts von Menschen, die mir bekannt waren und solche, die mich auf Grund meiner eigenen Biografie besonders ansprachen. 

Astrid Lindgren mit ihrer berühmten Figur Pippi Langstrumpf hat mich noch als Erwachsene fasziniert. Darum schenkte ich meiner 13jährigen äthiopischen "Enkeltochter" Sifanii ein Buch mit Abbildungen von Pippi Langstrumpf. Ich hatte Sifaniis Mutter als junge Frau kennengelernt, da ich mich nach meiner Pensionierung für sieben Jahre um traumatisierte afrikanische junge Flüchtlinge gekümmert habe. 
Nach der Ausstellung habe ich mir das gerade herausgebrachte Buch über Astrid Lindgren mit dem Titel "Eine wie sie fehlt in dieser Zeit" gekauft und mit großem Interesse gelesen. 

Das Porträt der Pauline von Mallinckrodt in Rot, meiner Lieblingsfarbe, lässt eine ganz andere Erinnerung aufkommen. Von Mallinckrodt (Ordensgründerin der Kongregation der Schwestern der christlichen Liebe, 1985 seliggesprochen) ist 1881 in Paderborn, meiner Geburtsstadt, gestorben. Dort ist auch die Grabstätte meiner Eltern. 

Die Begegnung mit dem strahlenden Porträt der Priorin Emmanuela Kohlhaas lässt die Idee aufkommen, mich für einige Tage in ihrem neuen Benediktinerinnenkloster in Düsseldorf Angermund anzumelden. Begegnungen mit Ordensleuten – Pallotiner, Dominikaner – in Klöstern sind mir in guter Erinnerung geblieben. Die Begegnung mit Stille und Besinnung in einem Frauenkloster würde ich mir noch wünschen. 

Bewundernd stand ich vor dem Porträt von Carola Rackete, die den Mut hatte, mit der Sea-Watch drei Geflüchtete aus Seenot zu retten. Diese Begegnung erinnerte mich an eine Überfahrt mit sehr hohem Wellengang zu einer der griechischen Inseln. Aus Angst krallte ich mich an meinem fremden Sitznachbarn fest, als die Griechinnen in panischer Angst laut zu beten begannen. Ich vermag kaum zu erahnen, um wie viel größer die Ängste der Geflüchteten auf hoher See sein müssen. 

Vor dem Porträt der evangelisch-lutherischen Theologin und ehemaligen Bischöfin Margot Käßmann verweilte ich, da ich sie wegen ihres tiefen Glaubens und ihres Mutes sehr schätze. 

Der Höhepunkt der Ausstellung war für mich die Begegnung mit dem Porträt der ersten Präsidentin in einem afrikanischen Land Ellen Johnson Sirleaf (Liberia). Als langjährige Afrikaliebhaberin hatte ich ihre Biografie schon 2009 gelesen, die Begegnung mit ihrem Porträt hat mich jetzt dazu bewogen, die mehr als 400 Seiten noch einmal zur Hand zu nehmen, und das mit großer innerer Anteilnahme. 
Sirleaf, die Enkelin eines deutschen Großvaters heiratete nach dem Highschool-Abschluss schon mit 17 Jahren und wurde Mutter von vier Söhnen. Danach studierte sie Wirtschaftswissenschaften mit Abschluss in Harvard, arbeitete für die Weltbank und UN, wurde Chefin der liberianischen Entwicklungsbank und schließlich wegen ihrer Kritik am System in Liberia u.a. verhaftet. 
Erst nach Beendigung eines 14-jährigen Bürgerkrieges mit 250.000 Toten gelang ihr die Wahl zur ersten Präsidentin. Ihre Antrittsrede am Ende des Buches hat mich sehr berührt. Sie, die von allen liebevoll "Ma Ellen" genannt wird, erhielt 2011 mit 72 Jahren in Oslo den Friedensnobelpreis. 

Das Porträt von Ellen Johnson Sirleaf ließ mich wehmütig werden, da es mich an meine fast 50jährigen freundschaftlichen Begegnungen mit liebenswerten Menschen in Nigeria, Tansania und Togo erinnerte und vor allem an Pater Hermann, den ich bei einer Begegnung in Namibia kennenlernte. Ihn habe ich 10 Jahre lang – bis zu seiner Erkrankung – gemeinsam mit meinen Kölner Freunden in seinem Engagement für seine Straßenkinder unterstützt. 

Fasziniert von den ausdrucksstarken Farben, demütig im Herzen vor der Größe der porträtierten Frauen, kehrte ich dankbar nach Hause zurück mit dem Gefühl, auch mir selbst während der Ausstellung begegnet zu sein.


Der Ausstellungskatalog ist weiterhin erhältlich zum Preis von 9,80€ am Kirchenempfang in St. Severin und im Pfarrbüro. 

ausstellungskarte (c) Monika Lassleben