Beiderseits glücklich

Gerhard W. macht als Mitglied des Caritaskreises Geburtstagsbesuche bei Seniorinnen und Senioren – keine alltäglichen Begegnungen.

Seit einigen Jahren besuche ich ältere Geburtstagskinder, um Glück- und Segenswünsche der Pfarrgemeinde zu übermitteln und dabei ein kleines Präsent zu übergeben. Diese Begegnungen würde ich als kurz, aber beglückend für beide Seiten bezeichnen. 

In der Regel ereignen sie sich im Treppenhaus vor der Wohnungstür. Da die Jubilare nicht mit einem "offiziellen" Gratulanten rechnen, sind sie freudig überrascht. Entsprechend unverstellt sind dann die Gesichter, in die man blickt. Auf Nachfrage erfahre ich, wie gerade das Befinden ist; von Kopp-Ping ob des fiesen Wetters bis zu körperlichen Gebrechen und Krankheiten. Aber auch Freude und Dankbarkeit, gewissermaßen als Zwischenbilanz über das bisher Erlebte, werden zum Ausdruck gebracht. Bisweilen erfahre ich kurze Auszüge aus Lebensläufen wie zum Beispiel: "Ich bin 1948 in Severin zur ersten Heiligen Kommunion gegangen …".

Hin und wieder werde ich in die Wohnung gebeten, die mich dann oft ein wenig an diejenige meiner Eltern erinnert.

Erst ein Mal wurde mir per Sprechanlage bedeutet, dass mein Besuch nicht erwünscht sei.

Inzwischen passiert es aber auch, dass ich schon in den Vorjahren gratuliert habe und wiedererkannt werde. "Ah – da ist ja wieder der junge Mann von der Kirche." Diese Anrede höre ich als 1954er Jahrgang auch nicht mehr so oft.

Wer war nun der/die Beschenkte? Ich würde immer sagen: beide.

Begegnungen an der Tür: Gerhard W. besucht ein Geburtstagskind. (c) SilviaBins

Begegnungen an der Tür: Gerhard W. besucht ein Geburtstagskind.