Lesen, Spielen, Leute treffen

Die Erinnerung an dieses Motto der Büchereiarbeit kam Maria-Regina G. spontan in den Sinn, als sie sich mit dem Thema "Bücherei – ein Ort der Begegnung" beschäftigte. Sie engagiert sich seit mehr als 40 Jahren in der KÖB St. Severin.

Schon in den 1970er Jahren, in denen mein ehrenamtliches Engagement in der KÖB begann, hieß ein Motto, mit dem für die Bücherei geworben wurde: Lesen – Spielen – Leute treffen. Nichts an diesem Motto ist ohne Begegnung möglich und eigentlich ist dieses Motto auch immer noch aktuell. Beim Lesen begegnen wir neuen Welten in den Texten, die wir lesen, beim Spielen begegnen wir unseren Mitspielern und auch dem Spiel selbst und "Leute treffen" ist eindeutig ein Synonym für "Begegnung". Das aktuelle Motto der katholischen Büchereiarbeit lautet: Entdecke die Welt und auch darin steckt das Thema "Begegnung" in all seinen Facetten. 

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Die Begegnung mit der Kath. Öffentlichen Bücherei St. Severin hat mein Leben geprägt. Als Kind besuchte ich die Vorlesestunden in der Bücherei und nutzte das Ausleihangebot, um meinen großen Bedarf an Lesefutter zu decken. Als Jugendliche wurde ich von der damaligen Büchereileiterin Elisabeth Schneider zur Mitarbeit in der Bücherei animiert. Meine Aufgaben in der Bücherei wurden mit der Zeit vielfältiger und beeinflussten meine Berufswahl. Seit 1986 bin ich Dipl.-Bibliothekarin und die langjährige Tätigkeit in unserer Bücherei hat mich den Kontakt zum Beruf nie verlieren lassen, obwohl ich mich nach der Geburt meines ersten Kindes gegen eine Berufstätigkeit und für die Familienarbeit entschieden habe. Selbstverständlich haben meine Kinder die meisten Kinderbücher, Hörbücher und Spiele in unserer Bücherei ausgeliehen und auch ich selbst decke mich dort mit Lesestoff ein. Inzwischen gehört es auch für meinen Enkel selbstverständlich dazu, dass er mich zum Büchereidienst begleitet, wenn er in Köln ist. Er sucht sich dann Bücher aus, die wir später zuhause gemeinsam lesen, und mit seiner Uroma, die häufig ebenfalls da ist, spielt er am Tisch in der Bücherei die vorhandenen Gesellschaftsspiele – generationenübergreifende Begegnung.

Nach meiner persönlichen Erfahrung ist die Begegnung mit Büchern bereichernd, bildend, entspannend, sie weckt Emotionen, eröffnet neue Blickwinkel, entführt in andere Welten …

In der Bücherei begegnen wir vom Bücherei-Team vielfältigen Tätigkeiten und Aufgaben, diversen Medien, Fragen, Meinungen, natürlich Menschen: Kolleg/innen, (zufälligen) Besucher/innen, Büchereibenutzer/innen, Auskunft-Suchenden ... und nicht zuletzt auch Spinnen und dicken Fliegen, die den Büchereiraum mit schöner Regelmäßigkeit aufsuchen. Die Qualität der Begegnungen ist vielfältig und reicht von der Beantwortung kurzer Fragen über Ausleihberatung und Literaturgespräche bis hin zu Gesprächen über "Gott und die Welt".

Wir ermöglichen einen zu festgelegten Zeiten verlässlich geöffneten Ort, an dem Begegnung zufällig und/oder geplant möglich ist. Durch unser Verhalten versuchen wir immer, die Begegnungen in einer positiven Atmosphäre stattfinden zu lassen. Freundlichkeit, Verbindlichkeit, Offenheit und Hilfsbereitschaft sind dabei wichtige Kompetenzen der Mitarbeitenden. Erst kürzlich erzählte mir eine Benutzerin, dass ihre erste Begegnung in der Bücherei vor rund 30 Jahren den Grundstein gelegt hat, sich hier willkommen- und wohlzufühlen. In die Bücherei zu kommen bedeutet, Menschen vorzufinden, die ansprechbar sind, aber auch sensibel auf die Bedürfnisse der Besuchenden eingehen. So ist es möglich, dass eine "heilige Ruhe" herrscht, aber auch, dass sich Gespräche entwickeln, die alle Anwesenden einbeziehen.

In unserer Bücherei fördern wir Begegnungen (mit Menschen, Medien, Literatur, Musik) auch durch Veranstaltungen und öffnen die Bücherei für Gruppen, die die Begegnung miteinander suchen.