Ein Nachmittag für Leib und Seele – mit Gästen aus dem Johanneshaus, Vringstreff und Gubbio (Einrichtung der Obdachlosenseelsorge). Kirchenführung, Führung durch die Ausstellung "große frauen" und gemeinsames Essen standen auf dem Programm. Annähernd 40 Gäste sind der Einladung gefolgt, und 20 ehrenamtliche Kräfte waren gekommen, um zu helfen und zugleich ein Zeichen der Verbundenheit zu setzen.
Die Künstlerin Monika Lassleben hat die Gäste durch die Ausstellung der von ihr gemalten Bilder geführt und berichtet davon. Gitta D. und Michael P. gehörten zum Kreis der Ehrenamtler; sie schildern ihre Eindrücke im Gespräch mit Claudia Pabich von der Pfarrbriefredaktion.
Monika Lassleben fragt sich: Was ist für eine Begegnung notwendig? Ein Ort und eine Gelegenheit, an dem Menschen ins Gespräch kommen können. Als solchen Ort habe ich die Kirche St. Severin während der Zeit der SEVERINALE erlebt. Vielen, die mitgemacht haben, ist es so ähnlich gegangen wie mir, der "SEVERINALE-Spirit" war besonders. Ich habe es als großes Geschenk empfunden, mit meiner Ausstellung der Portraits "großer frauen" daran teilhaben zu können. In den zwei Wochen bin ich mit den unterschiedlichsten Menschen über die Bilder in interessante Gespräche gekommen. Jeden hat etwas anderes angesprochen.
Ein besonderes Erlebnis war der Tag für die obdachlosen und wohnungslosen Menschen aus dem Johanneshaus, dem Vringstreff und von Gubbio. An diesem Tag konfrontierte mich ein zunächst sehr kritisch wirkender Herr unerwartet als erstes mit der Frage, warum Angela Merkel nicht gemalt worden sei. Aus dieser Frage ergab sich eine lebendige Diskussion darüber, was für ihn und mich die Größe einer Person ausmacht. In meinem Gegenüber wurde eine Authentizität sichtbar, die ich in gleicher Weise bei den Frauen erlebt habe, die ich malen durfte. Im Verlauf des Gesprächs wurde die Atmosphäre immer friedlicher. Bemerkenswert war, dass in diesem Austausch unsere jeweiligen Lebensrealitäten, die unterschiedlicher vermutlich nicht sein könnten, keine Rolle mehr spielten. Wir beide waren bereichert durch diese Begegnung.
Es ist nicht leicht, sich trotz und mit der veränderungsträgen Organisation Kirche weiter dafür zu engagieren, dass es Orte und Gelegenheiten gibt, an denen sich Menschen auf Augenhöhe und gleichberechtigt begegnen können. Auch die kommende Zeit des Adventes hat etwas mit Begegnung zu tun und ich wünsche mir, dass der Geist der SEVERINALE, die Freude mit und für andere Menschen etwas auf die Beine zu stellen, sichtbar wird und uns weiter begleitet.
Gitta D. ist erstaunt, wie viele Ehrenamtler sich an diesem Nachmittag eingefunden haben. Für sie stand sofort fest, dass sie dabei sein will. Sie engagiert sich regelmäßig im Nachtcafé und hat dort schon einige schöne und interessante Erfahrungen gemacht. Sie freut sich, bekannte Gesichter wiederzusehen und sich mit den Gästen zu unterhalten.
Ein Herr, der sich extra ein Jackett angezogen und eine Krawatte umgebunden hat, freut sich, als sie genau dies bemerkt. Sie hat den Eindruck, dass die Gäste sich wohlfühlen, sie spüren: "Wir sind eingeladen. Das hier wird für uns gemacht." Die Gäste schauen sich die Ausstellung an und hören der Künstlerin bei ihrer Einführung geradezu andächtig zu.
Trotz großer Hitze herrscht anschließend im Kreuzgang eine besonders schöne und anregende Atmosphäre. Man sitzt miteinander an liebevoll gedeckten Tischen, genießt die Speisen und Getränke vom Buffet und kommt miteinander ins Gespräch.
Michael P. wird gleich zu Beginn des Nachmittags von einem Herrn, den er von früher kennt, mit Beschlag belegt und erfährt, wie es diesem in den letzten Jahren ergangen ist. Der Gast nimmt ihn so in Anspruch, dass er sich niemand anderem zuwenden kann, und sein Gegenüber genießt es offenbar, dass die Aufmerksamkeit ungeteilt bei ihm ist. Michael P. ist nicht unglücklich darüber und ist sich sicher: Bei einer Wiederholung dieser Einladung wird er auf jeden Fall wieder dabei sein.
Regen Anklang finden auch die drei "Verwöhnstationen": Man kann sich die Haare professionell schneiden, die Hände unter wohltuendem Lavendelduft massieren lassen oder eine Ohr-Akupunktur in Anspruch nehmen. Die Gäste genießen das offensichtlich sehr.
Es gibt eine Vielzahl von Begegnungen, die für Gäste und Ehrenamtler gewinnbringend sind. Dies ist für Gitta D. ein Höhepunkt der SEVERINALE!