Eine andere Ebene der Liebe …

… erleben Sina und Sven mit der Geburt ihrer Tochter Grete. Sie erzählen Anke Lutsch von der Pfarrbriefredaktion über ihre Erfahrungen in den ersten hundert Tagen.

Ein Kind wird euer Leben völlig verändern, haben vorher alle gesagt. Wir haben uns nicht beeinflussen lassen und sind sehr gelassen an die kommende Situation herangegangen. Wir haben bewusst nicht zu viel im Internet recherchiert, weil wir uns nicht verrückt machen lassen wollten.
Wir hatten eine sehr schöne Geburt und haben die ersten Tage wie im Traum erlebt. 
Die Liebe, die man ab der ersten Sekunde empfindet ist unvorstellbar. Damit hatten wir nicht gerechnet, das ist eine andere Ebene der Liebe. 
Wir haben vieles über uns selber gelernt, uns als Paar neu kennengelernt. Wir schätzen uns jetzt auf eine weitere andere Weise wert. Das ist sehr schön. 

Allerdings ist die Erkenntnis erschreckend, wie wenig vom alten "Ich" übrig bleibt. Manchmal vermisse ich mich, sagt Sina. Dann möchte ich einfach die alte Sina sein, unbeschwert und lustig. 
Wir haben in der Zeit gelernt, wie wichtig es für uns ist, uns gegenseitig einen Freiraum zu geben. Damit das gelingt, braucht es viele Absprachen, das ist nicht immer so einfach.

Ich möchte so viel Zeit mit Grete verbringen wie möglich, sagt Sven, das macht auf der anderen Seite aber auch einsam. Ich arbeite im Homeoffice. Kontakt zu Kollegen habe ich nur online. Früher bin abends zum Sport gegangen oder habe mich mit Freunden getroffen. Das kommt jetzt zu kurz.

Wir motivieren uns gegenseitig, auch mal Zeit mit anderen Menschen zu verbringen. Das ist wichtig für uns und tut uns gut. 
An diesen Punkt sind wir jetzt, nach vier Monaten mit Grete angekommen. Wir wissen, was für Grete wichtig ist, kennen ihre Bedürfnisse. Der Tagesablauf hat sich einigermaßen stabilisiert, soweit das möglich ist. 

Neue Erfahrungen haben wir in unserem Umfeld gemacht. Wir haben festgestellt, wie hilfsbereit alle sind, wenn man mit Kind unterwegs ist. Das hatten wir uns so nicht erwartet. Auf der anderen Seite sind viele Menschen auch distanzlos, das hatten wir auch so nicht erwartet. 
Wir haben uns bewusst machen müssen, dass wir uns aktiv um uns als Paar kümmern müssen. Das wir nicht nur Eltern sind. 

Wir sind gespannt, wie sich Grete entwickelt und was das Leben uns noch bringt.