"Pace e bene – Frieden und Heil" – diesen Gruß verwendete Franz von Assisi häufig. Für Schwester Christina, Obdachlosenseelsorgerin und Mitglied der Olper Franziskanerinnen, war es daher naheliegend, ihr Herzensprojekt nach diesem franziskanischen Gruß zu benennen.
Ihr Anliegen ist es, schwerkranken obdachlosen Frauen und Männern einen Ort zu schaffen, an dem sie in Würde sterben können. Aus dieser Idee ist inzwischen die Stiftung Pace e Bene entstanden.
Im Gespräch mit der Pfarrbriefredaktion erzählt Schwester Christina von Anna (Name geändert), die im Alter von 48 Jahren im Hospiz Rondorf gestorben ist. Anna kam aus Polen. Als Jugendliche war sie von zu Hause weggelaufen, lebte eine Weile in einer Partnerschaft, bis ihr Partner an Krebs verstarb. Nach seinem Tod blieb ihr nichts – kein Zuhause, kein Geld, keine Sozialversicherung, sie lebte schließlich auf der Straße.
Über den medizinischen Dienst kam die Ordensfrau in Kontakt zu ihr. Zu diesem Zeitpunkt war Anna bereits schwer erkrankt. Nach einer Krebsdiagnose musste sie mit einer Urostomie (künstlicher Blasenausgang) leben – ein kaum vorstellbares Leben auf der Straße. "Es war nicht leicht, mit ihr in Kontakt zu kommen und zu bleiben", erzählt Schwester Christina. "Ich habe mich beim Sozialdienst katholischer Männer (SKM) in der Kontaktstelle 'Am Bahnhof' einfach zu ihr gesetzt – und nicht aufgegeben."
Ein späteres Gespräch auf der Domtreppe brachte Vertrauen. "Ich krepiere bald", sagte sie mehrmals, in ihrer direkten, rauen Art, erinnert sich Schwester Christina. "Mit dem Satz 'Wir können etwas für dich tun' – und 'ich habe eine Idee, wie du schmerzfrei bleiben kannst', konnte ich ihr das Hospiz nahebringen."
Doch der Schritt in ein Hospiz ist für Menschen von der Straße nicht einfach. Die Atmosphäre wirkt fremd, fast elitär. Auch für die Mitarbeitenden bedeutet es eine besondere Herausforderung, mit der Lebenswirklichkeit obdachloser Menschen umzugehen. Inzwischen wurde eine Fortbildung angeboten, um das Verständnis für diese Situation zu vertiefen.
Anna wählte bei ihrer Ankunft den kleinsten Raum – das Bad. "Dort haben wir gesessen und Tee getrunken", erzählt Schwester Christina. "Sie hat sich geschämt in ihrer Bedürftigkeit."
Doch langsam konnte Anna Vertrauen fassen. Sie wurde palliativ versorgt, liebevoll begleitet – und begann, sich auch auf andere Menschen einzulassen. "In den letzten Lebenswochen hat sie eine bemerkenswerte Persönlichkeitsentwicklung durchlaufen", so Schwester Christina.
Obwohl sie sich selbst als Atheistin bezeichnete, ließ sie sich im Sterben von der Ordensfrau begleiten. Nach acht Wochen im Hospiz starb Anna. Weihbischof Ansgar Puff, der sich seit vielen Jahren in der Obdachlosenseelsorge engagiert, übernahm die Beerdigung.
Auch zwei weitere schwerkranke Menschen, die auf der Straße lebten, konnten inzwischen durch die Stiftung Pace e Bene einen Hospizplatz erhalten – sie starben nach sechs beziehungsweise acht Wochen in Würde.