Persönliche Erfahrungen

Als ich neulich mit meiner Freundin aus dem Kino kam, saßen vor der Tür zwei junge Menschen auf dem Boden und bettelten. 
Dabei waren sie sehr gut gelaunt und höflich. Geld mochten wir ihnen nicht geben, aber ich bot ihnen unsere angebrochene Dose mit Erdnüssen und Gummibärchen an. Ich hatte nicht damit gerechnet, aber die beiden freuten sich aufrichtig über mein Angebot. Scheinbar war das in dem Moment genau das richtige.

Von den Obdachlosen, die mir in  der Stadt begegnen, haben etliche Pappschilder wie "Ich bin obdachlos" oder "Ich habe Hunger" neben sich aufgestellt. Wenn ich dann jemandem etwas gebe und er sich bedankt wünsche ich ihm alles Gute. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir ein Mann im Martinsviertel, der niedergeschlagen wirkte und mich um Geld bat. Er erzählte von seiner Situation, dass er wegen einer Schlägerei und unglücklicher Umstände auf der Straße gelandet sei und nach einem Ausweg aus seiner Lage suche. Er schien froh zu sein, dass ihm jemand zuhörte. Nach meiner Gabe empfahl ich dem Mann sich an den Vringstreff zu wenden, wo er Hilfe und Beratung finden könne. Was dann daraus geworden ist, weiß ich natürlich nicht, aber es gab mir zumindest ein gutes Gefühl, einem Menschen vielleicht geholfen zu haben.

Vor meiner Haustür inspizierte am frühen Morgen ein etwas finster wirkender Mann die Mülltonnen – als ich ihn am kommenden Morgen wieder an der Mülltonne sah, ging ich zu ihm und bot ihm einen kleinen Geldschein an, und zugleich wollte ich ihn auf den Vringstreff hinweisen. Er lehnte das Geld mit Empörung ab, er brauche das nicht. Ich war erschrocken, hatte ihn offenbar ungewollt in seiner Würde verletzt. Diese Erfahrung bringt mich dazu, Flaschen sammelnden Menschen nicht ungefragt etwas zu geben.

Eine Zeitlang habe ich vermieden, an den Geldautomaten am Chlodwigplatz Geld abzuheben, wenn ein Menschen danebensaß mit einem Pappbecher in der Hand. Ich fühle mich irgendwie bedrängt und genötigt, Geld zu geben wenn ich für mich Geld abhebe. Inzwischen habe ich mir angewöhnt, die Person zu begrüßen,  manchmal wechsle ich ein paar Worte und meistens – nicht immer – wandert auch ein Geldstück in den Pappbecher oder den Hut. Angewöhnt habe ich mir auch, die Menschen zu grüßen, die vor den Geschäften oder vor der Kirchentür sitzen unabhängig davon, ob ich ihnen etwas gebe. Meist erlebe ich eine freundliche Reaktion, auch die unabhängig von einer "Gabe".