Freunde fürs Leben   

Sommer 1980: Einige etwa zehnjährige Jungen schließen Freundschaft, die seit 43 langen Jahren und bis heute besteht. Wie ist diese Freundschaft entstanden und was hat sie über die Jahrzehnte lebendig gehalten? Ohne Zögern sind alle Mitglieder der "Messdienergruppe" – wie sie sich auch heute noch manchmal nennen – bereit, darüber mit der Pfarrbriefredaktion zu sprechen.

Donnerstag, 20.00 Uhr, im "Lila Häuschen" (kleiner Anbau an St. Maternus) – sechs Männer in den Fünfzigern sitzen um einen Tisch, wie jeden Donnerstag – lebhaft und lebendig reden sie miteinander. Alle haben viel zu sagen, aber sie schaffen es, sich ausreden zu lassen, einander zuzuhören und sich bei allem Schwelgen in Erinnerungen immer wieder auf die Frage nach den wesentlichen Faktoren dieser ungewöhnlichen Männerfreundschaft einzulassen.

Aber erst einmal ist es ihnen wichtig, von der Initialzündung zur Entstehung dieser dauerhaften Verbindung zu sprechen:
Aus den damaligen Kommunionkindern des Jahres 1980, die sich zum Teil schon aus Kindergarten und Schule kannten, wurden wenig später Messdiener und kurz darauf Mitglieder einer Jugendgruppe in der Pfarrei St. Pantaleon. Der einige Jahre ältere Joachim Oepen leitete die Messdienergruppe ebenso wie die Jugendgruppe über viele Jahre – heute ist er selbstverständliches Mitglied der Gruppe ohne besondere Funktion. Alle waren damals schon sehr engagiert in vielfältigen pfarrlichen Aktivitäten, und als Jugendliche fühlten sie sich zunehmend unwohl in der immer stärker vom Opus Dei (einer umstrittenen innerkirchlich-konservativen Gruppierung) geprägten Pfarrei. Spannungen und Konflikte mit dem dieser Vereinigung zugehörigen Pfarrer führten dazu, dass sich zugleich mit der gesamten Jugendarbeit die ganze Gruppe aus St. Pantaleon verabschiedete und um Aufnahme in St. Severin bat. "Dort sind wir freundlich aufgenommen worden vom damaligen Pfarrer Auel; wir konnten uns entfalten, das Pfarrheim wurde unser Wohnzimmer." Dieser ungewöhnliche und mutige Veränderungsschritt war aus Sicht aller ein wichtiger Meilenstein: "Es hat uns zusammengeschweißt."

Und was hat die Freundschaft dann wachsen und schließlich über die vielen Jahre lebendig bleiben lassen? Über die Jahre haben sie vielfältige Erfahrungen geteilt, sie haben Jugendgruppen geleitet, Fahrten und Feste organisiert, sich bei den unterschiedlichsten pfarrlichen Aktivitäten engagiert. Eine große Vertrautheit ist entstanden, man weiß voneinander und umeinander. "Wir wissen darum, was den anderen verletzen könnte, und tun es gerade deshalb nicht, und wir wissen zugleich, wie wir uns gegenseitig stärken können, wenn das nottut." Das gilt für praktische Hilfen etwa bei einem Umzug, aber vielmehr noch bei Notlagen aller Art. "Irgendwie ist es wie bei alten Ehepaaren …" Einig sind sie sich auch in der Einschätzung, dass sie zwar keine Therapiegruppe sind, wohl aber die positiven Effekte der Zusammengehörigkeit in ihrem Leben deutlich spüren.

Das regelmäßige wöchentliche Treffen haben sie durch die Jahre beibehalten, auch wenn nicht jeder immer dabei sein kann. Vereinzelt gab es auch personelle Wechsel, aber die „Kerntruppe“ blieb gleich. Eine feste Struktur haben die Treffen nicht (mehr), und nicht immer reden alle gemeinsam, teilen sich auch schon einmal im Gespräch auf. Sehr bewusst grenzen sie sich von gängigen Vorstellungen zu Männerfreundschaften ab: "Über Fußball reden wir nie!"

In den über die Jahre entstandenen Partnerschaften und Ehen stand der feste Gruppentermin niemals zur Disposition. Eher selten gibt es ein Zusammensein mit den Ehefrauen; regelmäßig jährlich dagegen ist die Männerrunde gemeinsam zu einer Wochenendfahrt unterwegs. All dies und auch die Tatsache, dass alle in Köln bleiben konnten, hat bei aller Unterschiedlichkeit der persönlichen und beruflichen Entwicklung die Freundschaftsbande gefestigt. Alle sind überzeugt: "Die 'Gruppe' hat uns für unser Leben geprägt."

 

Die 'Messdienergruppe': Jürgen Z., Christoph L., Joachim O., Marc B., Klaus H., Adrian M. (v. l.) (c) SilviaBins

Die 'Messdienergruppe': Jürgen Z., Christoph L., Joachim O., Marc B., Klaus H., Adrian M. (v. l.)