Wie war die erste Zeit danach für Sie?
Christl S.: Ich hatte das Gefühl, als ob ich eine Kaffeehaube auf dem Kopf hätte. Ich habe zwar funktioniert, aber meine Umwelt, alles, habe ich nur gedämpft wahrgenommen.
Rosemarie A.: Alles war so unwirklich, als hätte ich den Verstand verloren. Abends im Bett schrieb ich meinem Mann Briefe. Das erste Jahr war furchtbar, einmal alle Feste des Jahres ohne ihn erleben; Karneval war besonders schwer.
Was hat Ihnen damals geholfen?
Rosemarie A.: Ich trug damals kein Schwarz, denn ich wollte nicht anders behandelt werden, die Leute nicht verunsichern, wie sie mit mir umgehen sollen.
Christl S.: Ja, ich habe auch kein Schwarz getragen. Die Menschen, die ganz normal reagierten, haben mir am meisten geholfen. Kein Mitleid, kein "ach, der Arme, der ist jetzt tot", kein "Das schaffst Du schon", diese Sprüche fand ich furchtbar.
Rosemarie A.: Schwierig fand ich es in den Kreisen, in denen nur Paare waren. Da fühlte ich mich schon mal wie das fünfte Rad am Wagen ...
Und wie ist es heute?
Christl S.: Zuerst habe ich gedacht, ich könnte niemals mehr lachen. Irgendwann ist es dann doch passiert: Ich lachte von Herzen und war darüber fast erschrocken. Da merkte ich, dass diese Kaffeehaube vom Kopf verschwunden war.
Rosemarie A.: Ich genieße das Leben; für jeden Tag bin ich dankbar.
Christl S.: Ja, das Leben hat schöne Seiten, auch wenn ich das damals niemandem geglaubt hätte...