Biblische Freundschaftsgeschichten

Was Freundschaft biblisch ausmacht, wird  in Geschichten erzählt. Sie berichten von Bindungen zwischen Menschen, die durch Treue und Zuneigung geprägt sind. Diakon Dr. Barthel Schröder zeigt solche Geschichten auf.

Das 1. Buch Samuel berichtet in bewegenden Worten von der Freundschaft zwischen David und Jonatan, dem Sohn König Sauls.
Als junge Männer besiegelten sie ihre Freundschaft sogar durch einen Bund: "Jonatan schloss mit David einen Bund, weil er ihn wie sein eigenes Leben liebte. Er zog (zur Bekräftigung) den Mantel, den er anhatte, aus und gab ihn David, ebenso seine Rüstung, sein Schwert, seinen Bogen und seinen Gürtel." _{(1. Sam 18,2f)} Als Saul David nach dem Leben trachtet, appelliert dieser an seinen Freund: "Zeig deinem Knecht also deine Freundschaft; denn du hast mit deinem Knecht einen Bund vor dem HERRN geschlossen." _{(1. Sam 2,8)} Und die Freundschaft bewährt sich, indem Jonatan gegen die Absicht seines Vaters David die Flucht ermöglicht. _{(1. Sam 20,41-42)} Als Jonatan in einer Schlacht fällt, klagt David: "Weh ist mir um dich, mein Bruder Jonatan. Du warst mir sehr lieb. Wunderbarer war deine Freundschaft für mich als die Liebe der Frauen." _{(2. Sam 1,26)}

Auch von der Freundschaft zwischen Frauen spricht die Bibel, so in der Erzählung von Rut und Noomi.
Nach dem Tod ihrer beiden kinderlos gebliebenen Söhne entscheidet sich Noomi, in ihre jüdische Heimat zurückzukehren. _{(Rut 1,1-7)} Entgegen ihrem Rat verbleibt die zweite Schwiegertochter Rut nicht im Grünland Moabs, sondern begleitet ihre Schwiegermutter: "Dränge mich nicht, dich zu verlassen und umzukehren! Wohin du gehst, dahin gehe auch ich, und wo du bleibst, da bleibe auch ich." _{(Rut 1,16)} Rut geht mit dieser Entscheidung ein hohes Risiko ein, da sie sich in einer für sie neuen Kultur nur auf ihre Schwiegermutter stützen kann, die aber in einer patriarchalischen Gesellschaft als Frau wenig Schutz zu bieten hat. Ihre Freundschaft bewährt sich, indem Rut ihren gemeinsamen Lebensunterhalt sichert und Noomi ihr mit einem Ehemann eine ungefährdete Zukunft ermöglicht.

Freundschaft kann auch unter mehreren gelebt und erfahren werden, wie die Freunde Hiobs zeigen. Ihre Freundschaft erweist sich darin, dass sie Hiob in seinem Leid beistehen und dafür keinen Aufwand scheuen. Sie kommen von weit her _{(Hiob 2,11)}, schweigen sieben Tage und Nächte mit ihm im Staub sitzend _{(Hiob 2,13)}, erweisen sich als kritische Gesprächspartner und bieten Hiob einen Raum zur Klage. _{(Hiob 6,13ff)}

In diesen drei Erzählungen wird deutlich, was Freundschaft im biblischen Sinne ausmacht: die Bereitschaft zum Beistand in allen Lebenslagen, Treue und Loyalität zum Freund oder zur Freundin.